EINE STADT FÜR DEN WANDEL
Eine Stadt für den Wandel
Als «Eine Stadt im Werden» publiziert wurde, entstanden in meinem Kinderzimmer noch Bauklötzenstädte. Die bunten Hölzer sind inzwischen einem Computer gewichen, die Baustellen wurden grösser aber das Interesse am Bauen blieb.
Was hat sich in derselben Zeit in der Region Basel getan? Ein Blick auf die Karten zeigt: Erstaunlich wenig. Tatsächlich weist das Statistische Amt des Kantons für die vergangenen 30 Jahre nach einer Baisse um die Jahrtausendwende einen Bevölkerungszuwachs von gerade mal 2’331 Personen aus.
Einen Stillstand zu beklagen, würde jedoch der Realität nicht entsprechen. Denn nahm die Zahl der BewohnerInnen in drei Jahrzehnten nur um knapp 1.5% zu, wuchs die Anzahl der Wohneinheiten um über 10% und der Flächenverbrauch pro Person ist um mehr als 4% gestiegen.
Neben der Stadt haben sich in den letzten 30 Jahren aber auch die Herausforderungen geändert: In Zeiten des Klimawandels darf dieser in der Stadtplanung nicht vernachlässigt werden.
Basel bildet als Stadtraum eine Wärmeinsel. Eine wichtige Kaltluftschneise bildet der Rhein, weitere sind der Zolli, die Grün 80, der Hardwald, die Langen Erlen und die Felder um Hegenheim. Im Unterschied zu Ersterem sind Letztere jedoch nicht gesäumt von schönen Gebäuden und attraktiven Promenaden. Im Gegenteil: Private Gärten, Trampelpfade und die Rückseite von Infrastrukturbauten säumen die «Grünen Finger».
Wir Architekturschaffende denken lieber in Häusern als in Freiräumen. Oder um es in den Worten der Studie zu sagen: Wir planen Stadtraum, nicht Naturraum. Der kritische Punkt ist hierbei der Übergang vom Einen zum Anderen: Dieser muss öffentlich und attraktiv gestaltet sein. Das bedeutet nicht zwingend eine Boulevardisierung und die Aneinanderreihung von Cafés. Aber es ist stossend, dass in weiten Teilen Rückseiten, hohe Hecken und Parkplätze diese Durchlüftungskorridore säumen. Die Grenzen der Grünräume müssen dieselbe Wertschätzung erlangen wie das Rheinbord. So können die Freiflächen langfristig geschützt werden. Nicht um ihrer selbst willen, sondern für uns Menschen, die in dieser Stadt leben.
Sarah Barth, Architektin
EINE STADT FÜR DEN WANDEL
Statement
Forschung,
2020
Eine Stadt für den Wandel
Als «Eine Stadt im Werden» publiziert wurde, entstanden in meinem Kinderzimmer noch Bauklötzenstädte. Die bunten Hölzer sind inzwischen einem Computer gewichen, die Baustellen wurden grösser aber das Interesse am Bauen blieb.
Was hat sich in derselben Zeit in der Region Basel getan? Ein Blick auf die Karten zeigt: Erstaunlich wenig. Tatsächlich weist das Statistische Amt des Kantons für die vergangenen 30 Jahre nach einer Baisse um die Jahrtausendwende einen Bevölkerungszuwachs von gerade mal 2’331 Personen aus.
Einen Stillstand zu beklagen, würde jedoch der Realität nicht entsprechen. Denn nahm die Zahl der BewohnerInnen in drei Jahrzehnten nur um knapp 1.5% zu, wuchs die Anzahl der Wohneinheiten um über 10% und der Flächenverbrauch pro Person ist um mehr als 4% gestiegen.
Neben der Stadt haben sich in den letzten 30 Jahren aber auch die Herausforderungen geändert: In Zeiten des Klimawandels darf dieser in der Stadtplanung nicht vernachlässigt werden.
Basel bildet als Stadtraum eine Wärmeinsel. Eine wichtige Kaltluftschneise bildet der Rhein, weitere sind der Zolli, die Grün 80, der Hardwald, die Langen Erlen und die Felder um Hegenheim. Im Unterschied zu Ersterem sind Letztere jedoch nicht gesäumt von schönen Gebäuden und attraktiven Promenaden. Im Gegenteil: Private Gärten, Trampelpfade und die Rückseite von Infrastrukturbauten säumen die «Grünen Finger».
Wir Architekturschaffende denken lieber in Häusern als in Freiräumen. Oder um es in den Worten der Studie zu sagen: Wir planen Stadtraum, nicht Naturraum. Der kritische Punkt ist hierbei der Übergang vom Einen zum Anderen: Dieser muss öffentlich und attraktiv gestaltet sein. Das bedeutet nicht zwingend eine Boulevardisierung und die Aneinanderreihung von Cafés. Aber es ist stossend, dass in weiten Teilen Rückseiten, hohe Hecken und Parkplätze diese Durchlüftungskorridore säumen. Die Grenzen der Grünräume müssen dieselbe Wertschätzung erlangen wie das Rheinbord. So können die Freiflächen langfristig geschützt werden. Nicht um ihrer selbst willen, sondern für uns Menschen, die in dieser Stadt leben.
Sarah Barth, Architektin