Vom Wohnen und Arbeiten
Artikel
Forschung & Lehre,
2025
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VOM WOHNEN, ARBEITEN UND ALLEM DAZWISCHEN
Wohnen war lange identisch mit dem Privaten. Heute ist die Wohnung zugleich Arbeits-, Lern- und Lebensraum. Tätigkeiten wie Homeoffice und Online-Lernen sind normal, doch architektonisch ist dies kaum berücksichtigt.
Arbeiten und Wohnen verschmelzen zunehmend. Viele Tätigkeiten lassen sich digital und flexibel erledigen, von Patientenakten führen bis hin zu Menuplanung des Kochs für sein Restaurant. Doch unsere Wohnungen bieten oft nicht die nötige Flexibilität.
Das Prinzip der Funktionstrennung von Wohnen, Arbeiten und Erholen stammt aus der Moderne. Die darauf fussende Zonenordnung verunmöglicht, dass leere Büroflächen in grossem Stil zu Wohnraum werden, dass produzierendes Gewerbe zurück in die Städte geholt werden kann oder dass Räume flexibler genutzt werden. Doch dies würde Städte beleben, Ressourcen sparen und neue Experimente in Architektur und Planung ermöglichen.
Diese Art, Stadt zu denken ist nicht neu: Die Heimarbeiterquartiere der Protoindustrialisierung boten in ihrer Struktur Anpassungsfähigkeit, Nähe und gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen. Sie zeigen, wie Wohnen und Arbeiten verschmelzen können, wie sich die beiden bereichern statt stören. Was können wir heute von den Heimarbeiterhäusern lernen?
Was würde das Verwischen der Nutzungsbestimmungen konkret bedeuten? Ein Text über die Chancen und Gefahren für Bewohner, Eigentümerinnen, Planende und die Politik der Mut machen soll statische Muster zu durchbrechen und zukunftsweisende Lösungen zu finden.
Textbeitrag in der Publikation: "Die Schweiter Architekturpreise 2024"; Archithema Verlag; Britta Limper, Roland Merz, Anita Simeon Lutz
Autorenschaft: Sarah Barth und Michiel Gieben